3.3. Das Gesetz der Positiven Ableitungen
3.3.1. Zusammenfassung
Mit dieser der Mathematik entlehnten Sprache formuliere ich gewisse Konzeptionsregeln fĂŒr ProthesenschĂ€fte. Diese Regeln garantieren gute Bedingungen fĂŒr die Ausweitung der Schaftdimensionen und -schnitte in Richtung ihrer Implantationsbahn.
FĂŒr die SchĂ€fte mit Geometrischer Verankerung ist die regelmĂ€Ăige Steigerung der Dimensionen entlang der Achse nĂ€mlich unerlĂ€sslich, um die Wirkung der Konischen Kupplung des Schaftes im korrigierten Markraum zu erzielen. Bei den zementierten SchĂ€ften ermöglichen diese Regeln, die Verteilung und Komprimierung des zĂ€hflĂŒssigen Zements beim EinstoĂen zu kontrollieren. Die Entwicklung der Ausziehbarkeit aller SchĂ€fte wird durch die Anwendung dieser Regeln erleichtert.
FĂŒr die SchĂ€fte, die ich mit Informatischen Methoden entwickelte und deren Koordinaten aller Punkte bekannt sind, legte ich Kurven fest, mit deren Hilfe die Ausweitung der Schnitte und die Schwankungen dieser Steigerung wĂ€hrend der gesamten Entwicklung graphisch kontrolliert werden konnten.
Diese Kenntnisse gelten fĂŒr die SchĂ€fte mit geradliniger Achse und können auf die SchĂ€fte mit krummliniger Implantationsachse (im Logarithmische Spirale Raum ) ausgeweitet werden.
Um diese Darstellung nicht umstÀndlich zu machen, habe ich jeglichen mathematischen Formalismus vermieden.
3.3.2. Dieses Gesetz beinhaltet eine Menge von Variationsregeln
Dieses Gesetz bestimmt zusĂ€tzlich zu den eigentlichen positiven Erstableitungen eine kleine Anzahl von Bedingungen fĂŒr die Zweitableitungen, fĂŒr jede Kurve oder den Schaft beschreibende Additionsfunktion, fĂŒr die Entwicklung der QuerschnittflĂ€chen entlang des gesamten Schaftes.
Durch dieses Gesetz wird die Notwendigkeit einer kontinuierlichen positiven Variation entlang der gesamten Implantationsbahn einer Prothese, die die Geometrische Verankerung erfĂŒllt, deutlich.
Ich habe mehrere dieser Bedingungen auch auf die zementierten SchÀfte transponiert, um die Zementverteilung und -komprimierung auf dem Implantationsweg zu verbessern.
Betrachten wir die geradlinige oder krumme EinstoĂachse eines unzementierten Implantats, muss sich einerseits entlang dieser Achse die SchnittflĂ€che regelmĂ€Ăig ĂŒber die gesamte Befestigungszone ausweiten und andererseits der Abstand aller Schnittpunkte zur Achse ebenfalls regelmĂ€Ăig in alle Richtungen senkrecht zur Achse wachsen.
Die Erstableitung des Schnitts muss positiv sein und die Zweitableitung in der Verankerungszone kontinuierlich. Dieses Konzept muss auch gelten, wenn die Implantations- oder EinstoĂachse streng genommen keine Gerade ist, sondern eine regelmĂ€Ăige Kurve, wie zum Beispiel ein logarithmischer Spiralbogen.
Daraus ergeben sich mathematische Bedingungen ĂŒber das Wesen jeder Additionskurve, die zur Definition der genauen Form der Verankerungszone des Schaftes gehört. Die Prothesenbereiche, die nicht strikt zur Verankerungszone gehören, dĂŒrfen dem Gesetz ĂŒber die Positiven Ableitungen nicht im geringsten widersprechen. Ein typisches Beispiel hierfĂŒr ist der plötzlich schrĂ€ge Trochanterbereich der zementierten MĂŒller-SchĂ€fte.
3.3.3. Der AlloClassic-Schaft erfĂŒllt dieses Gesetz auf einfache Weise
Ein Schaft mit rechteckigem Schnitt, wie der AlloClassic-Schaft, der lediglich aus der Pyramidenbasisform gebildet wird, erfĂŒllt dieses Gesetz in einfachster Weise.
Die Erstableitungen seines medialen, seitlichen, vorderen und hinteren Umrisses sind positiv und ihre Werte entsprechen den Neigungen ihrer Winkel im VerhÀltnis zur LÀngsachse. Da die Kanten geradlinig sind, Àndern sich diese Neigungen nicht und sind die Zweitableitungen daher gleich Null. Betrachtet man die Entwicklung des Querschnitts, stellt man fest, dass seine FlÀche linear wÀchst, seine Erstableitung konstant und seine Zweitableitung gleich Null ist. Dies trifft auf die Verankerungszone zu. Die Distalpyramide weist dagegen einen Neigungsbruch auf, der einige Jahre spÀter mit Hilfe der Distalspitzbogenfunktion gelöst wurde.
3.3.4. Die VerankerungsschĂ€fte mit krummer Achse erfĂŒllen dieses Gesetz
Die VerankerungsschĂ€fte, wie die Modular-Plus-SchĂ€fte oder die SchĂ€fte des Ana-Nova-Projekts, deren krumme Achse ein Logarithmischer Spiralbogen ist und bei denen alle Punkte der Verankerungszone auch in einem gekrĂŒmmten Logarithmische Spirale Raum berechnet werden, erfĂŒllen dieses Gesetz kompromisslos, da sie groĂe Analogie zu den traditionellen kegelförmigen FlĂ€chen und der Erhaltung aller Winkel aufweisen.
3.3.5.Erweiterung des Gesetzes der Positiven Ableitungen auf zementierte SchÀfte
Ich habe, jedoch mit asymmetrischen Parametern, auf die Spitze der zementierten Holz-Zacher-Deckner SchÀfte eine Funktion der gleichen mathematischen Natur angewendet, die den Distalen Ski definiert, der an der Positionierung der Spitze in Richtung der mediale Kortikalis beim Einsinken in den Zement Teil nimmt.
3.3.6. Einfluss des Gesetzes der positiven Ableitungen auf die LÀngsrillen von Holz-Zacher-SchÀften
Wie bei den zementierten MĂŒller-SchĂ€ften besitzen die LĂ€ngsrillen der zementierten Holz-Zacher-SchĂ€fte eine Stabilisationsfunktion in der ZementhĂŒlle.
Bei den Holz-Zacher-Prothesen ist die Funktion dieser Rillen jedoch viel weiter entwickelt und ermöglicht die Ausweitung der QuerschnittflĂ€chen. Die Rillen sind im Distal tiefer und weiter und nehmen zum Proximal hin regelmĂ€Ăig ab.
So gleichen die Rillen die Ausweitung des Schnitts aus, die durch die Befestigungsfunktion herbeigefĂŒhrt wird, deren Amplitude höher ist als die der unzementierten SchĂ€fte. Dank der Rillen verĂ€ndert sich der Querschnitt mehr als die Ă€uĂere Schaftform, um eine periphere Komprimierung des Zements zu erreichen.
Diese unterschiedlich tiefen Rillen ermöglichen, zum einen die Anpassung des zementierten Schafts an die allgemeine Form des Markraums und zum anderen die Tauglichkeit des Schafts zur harmonischen Verteilung des Zements unabhĂ€ngig zu behandeln und insbesondere den KontinuitĂ€tsverlust der ZementhĂŒlle durch Kolbenwirkung zu verhindern.
3.3.7. Graphische Anwendung des Gesetzes bei der Schaftentwicklung
In meinem Schaftberechnungsprogramm berechnet ein Hilfsprogramm exakt den Schaftschnitt an allen 100 Stufen der LĂ€ngseinteilung. So erhalte ich die Variationskurve der Schnitte entlang des Schafts. Ausgehend von dieser Kurve berechne ich die Erstableitungskurve der Schnittvariation und die Zweitableitungskurve der Variation dieser Variation.
Durch die graphische Beobachtung dieser Kurven und ihrer Ableitungen konnte ich mit Hilfe zahlreichre Neuberechnungsphasen aller SchÀfte die Rillentiefen und die Befestigungsfunktion bis zur vollkommenen Zufriedenheit parametrieren.
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