Image Principale
Die Geometrische Verankerung von Prothesen

3.2. Die Methode der Optimierten Grössen

3.2.1. Zusammenfassung

Prinzip der Optimierten Grössen

Mit Hilfe dieser Methode können MĂ€ngel an der Schaftserie mit linearer Grössenstaffelung, wo die AbstĂ€nde zwischen den kleinen Grössen trotz allem gross und die AbstĂ€nde zwischen den grossen Grössen unnötig klein bleiben, behoben werden. Bei einer optimierten Serie bekommt der Patient unabhĂ€ngig von der Grösse seiner Knochen das Implantat, das seinen BedĂŒrfnissen am besten entspricht.

3.2.2. Optimierten Grössen

Die Optimierten Grössen mit einer Reihe in Serie hergestellter Implantate gewÀhrleisten eine optimale Anpassung an jeden einzelnen Patienten mit einer limitierten Anzahl von Grössen.

Die Varianz zwischen den Optimierten Grössen mittels der Methode der Wachstumsfaktoren ist progressiv. Die kleinen Grössen liegen relativ nahe beieinander, die grossen Grössen weisen immer grössere AbstÀnde auf.

Diese Methode ermöglicht, die MÀngel an Schaftserien zu beheben, deren Grössen linear gestaffelt sind und bei denen die AbstÀnde zwischen den kleinen Grössen trotz allem gross und die AbstÀnde zwischen den grossen Grössen unnötig klein bleiben.

Bei einer optimierten Serie erhĂ€lt der Patient, egal welche Grösse seine Knochen haben, das Implantat, das seinen BedĂŒrfnissen am besten entspricht. Es ist offensichtlich, dass bei einem sehr kleinen Patienten sowohl die Vorbereitung als auch die Wahl des Implantats exakter sein mĂŒssen als bei einem sehr grossen Patienten.

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16 Optimierten Grössen SL Plus

Um einen Zusammenhang zwischen SchaftlĂ€nge und –breite zu gewĂ€hrleisten und statistisch gesehen die grosse Mehrheit der Patienten zufriedenzustellen, habe ich das Problem mit Hilfe der Methode der Wachstumsfaktoren, die die Herstellung von Serien mit Optimierten Grössen ermöglicht, mathematisch untersucht.

Bei dieser Methode bleiben die geometrischen ZusammenhÀnge zwischen den verschiedenen Implantatzonen erhalten und entsprechen alle Seriengrössen den Gesetzen der Geometrischen Verankerung.

3.2.3. Kritik an den nicht optimierten GrĂ¶ĂŸen

Wenn die Konzeption der Implantate und der GrĂ¶ĂŸen manuell oder mittels der traditionellen Zeichnungssoftware verwirklicht ist, wird keine Beziehung zwischen den Anteilen jedes Implantat formuliert.

Keine Wachstumsstrategie wird angewendet, außer dass jede GrĂ¶ĂŸe in einigen Zonen wĂ€chst, und geht sogar manchmal in anderen Zonen zurĂŒck.

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Serie von 5 Grössen herkömmlicher Konzeption: Knie APS AlloPro-Sulzer. Vollkommen unregelmÀssige Grössenvariation!

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Die Dicke und vordere KrĂŒmmung sind bei allen Grössen identisch: die hintere KrĂŒmmung der kleinsten Grösse ist sogar stĂ€rker als die der grössten Grösse!

3.2.4. RegelmĂ€ĂŸige Staffelung der optimierten GrĂ¶ĂŸen

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Optimierten Grössen im Knieprojekt APS-GF (Deckner, 1989) (GF=Growing Factors): vollkommen regelmÀssige Grössenvariation.

Meine Parametrisierung, die die Grössenverteilung bestimmt, stĂŒtzt sich vor allem auf eine lange Erfahrung im Bereich der OP-Assistenz und nicht auf abstrakte Betrachtungen.

1. FĂŒr die kleinste und grösste Grössen mĂŒssen alle wichtigen Kriterien, die berĂŒcksichtigt werden sollen, zu Konzeptionsbeginn (LĂ€nge, Breite, Dicke, HalslĂ€nge etc. 
) festgelegt werden.

2. Anschliessend wird die Anzahl der Seriengrössen durch den idealen zulĂ€ssigen Abstand zwischen jeder Grösse bestimmt, so dass derjenige, der den Einsatz vornimmt, die Möglichkeit hat, den oberen Teil der Prothese und damit das Kopfzentrum in aus orthopĂ€discher Sicht idealer Höhe anzubringen und so alle gewĂŒnschten GesamtknochenlĂ€ngen quasi kontinuierlich zu rekonstruieren.

3. Durch die Nutzung der Eigenschaft des Aufsteigenden Einschachtelung der Implantate und der Möglichkeit der Anpassung der Raspelungtiefe kann beim Einsatz des Implantats jede gewĂŒnschte Zwischenposition geschaffen werden.

Seit der Schöpfung der zweiten Generation, der Serie ZweymĂŒller SL - AlloClassic in 1984, gab es meines Wissens keine Kritik hinsichtlich des Abstands zwischen den Grössen oder des Fehlens einer Zwischengrösse. Ich kann daher nach fast 40 Jahren rĂŒckblickend sagen, dass die Methode der Optimierten Grössen dieses Problem definitiv gelöst hat.

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Zementierte Geradschaft mit optimierten Grössen

3.2.5. Optimierte GrĂ¶ĂŸen und Gaußsche Verteilung

Bei der Erstellung eines Histogramms der HÀufigkeit des Einsatzes von Grössen einer Serie optimierter Impantate erhÀlt man eine Gaussche Verteilung, d.h. eine Gaussche Glockenkurve.

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Prinzip des Histogramms von Patienten bei der Klassifizierung von Implantatgrössen

Diese Grössenverteilung nach einem Histogramm als Gaussche Glockenkurve kann dazu dienen, die Einlagerungen der GrĂ¶ĂŸen am OP, die Lagerverwaltung und das Setzen in Herstellung bei den Erzeugern zu richten.

3.2.6. Seltene Ausnahmen bei den optimierten GrĂ¶ĂŸen

Wie bei jeder im voraus hergestellten Serie weisen die Serien der optimierten Grössen trotz ihrer statistisch gesehen guten Anpassung an alle Patienten einige EinschrÀnkungen in 1 bis 2 % der FÀlle auf.

Ein typisches Beispiel bildet der Fall junger sehr aktiver und eher grosser Patienten (ungefĂ€hr 40 Jahre). Ihre Ă€ussere KnochenhĂŒlle ist sehr dick und der Markraumdurchmesser klein. Daher können diese Patienten nur einen Schaft kleiner Grösse aus der optimierten Serie erhalten. Da die HalslĂ€ngen ebenfalls variabel und statistisch an die Grössen der Patienten angepasst sind, erhĂ€lt dieser Patient eine ungenĂŒgende HalslĂ€nge.

Diese FĂ€lle sind jedoch vorhersehbar und planbar und so stehen fĂŒr den Einsatz mehrere Optionen zur VerfĂŒgung :

a) Einsatz der nÀchstgrossen Grösse, denn die Implantatserie besitzt die Eigenschaft des Aufsteigenden Einschachtelungs, und entscheiden lÀnger zu raspeln um die nÀchstgrösse zu implantieren. Die Konzeption der Raspeln erlaubt immer die vorbereitung des Markraums weiter zu verfolgen (10 Raspelungzyklen). Es ist die Haltung die ich empfehle.

b) ausnahmsweise Einsatz eines Kopfes mit extralangem Hals

c) weniger tiefer Einsatz der Gelenkpfanne oder Verwendung eines lateralisierten Inserts

Falls die genannten Optionen bei diesen speziellen FÀllen nicht anwendbar sind, stellt die Serie der optimierten Grössen keine Konkurrenz zu den Implantaten nach Mass dar.

3.2.7. Anwendung der Methode der optimierten GrĂ¶ĂŸen auf die Gelenkpfannen

Das Konzept der optimierten Grössen ist auch bei der Entwicklung von Gelenkpfannen von grosser Bedeutung. Die ersten ZweymĂŒller zementfreien SchraubPfannen aus dem Jahr 1986 besassen nĂ€mlich eine sehr unregelmĂ€ssige Dimensions-Verteilung.

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Vergleich Massen Schalen ZM AlloPro 52-80 et Bicon Plus 1-9 (Deckner)

und ich habe dieses Problem mit der BICON-Pfanne von 1992 gelöst, deren 9 Schalengrössen unter Anwendung des Prinzips der Optimierten Grössen dank der mathematischen Methode der Wachstumsfaktoren berechnet werden.

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Vergleich ZahnoberflÀchen Bicon Porose / Harter Knochen

Hauptdurchmesser und Gesamttiefe der Schale variieren von einer Grösse zur anderen mit jeweils unterschiedlichem Wachstum. Schalen von sehr kleiner Grösse sind tiefer und kugelförmiger, Schalen von grosser Grösse erscheinen flacher und ellipsenförmiger.

Es handelt sich auf keinen Fall um homothetisches Wachstum, bei dem alle Grössen mit dem gleichen Faktor variieren wĂŒrden.

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3.2.8. Entstehungsgeschichte der Methode der optimierten GrĂ¶ĂŸen

Bei meiner Teilnahme 1965 bei Carl Zeiss an einem Forschungsprojekt ĂŒber die Verbrennungsgeschwindigkeit von Pulverraketen wurde mir die Bedeutung der Klassifizierungsmethode von Körnchen, Partikeln oder GegenstĂ€nden bewusst, wenn man ihre statistische Verteilung untersucht.

Bei einem in lineare Gruppen unterteilten Histogramm ergab sich keine Schlussfolgerung. Mit einem in logarithmische Gruppen unterteilten Histogramm dagegen konnten die Pulverkörner (kleinen hohlen Makkaroni Ă€hnlich) ihrer GrĂ¶ĂŸe sowie ihrer VerbrennungsflĂ€che nach klassifiziert werden und es konnten positive Schlussfolgerungen gezogen werden.

Zehn Jahre spĂ€ter, im Jahr 1974 ebenfalls bei Carl Zeiss konnte ich erneut die Vorteile des logarithmischen Histogramms im Vergleich zum linearen Histogramm feststellen. Im Knochenkranheiten Forschung, Institut Calot in Berck-Plage wurde eine Studie ĂŒber Osteoporose und die Effizienz ihrer Behandlungsmethoden wie zum Beispiel Calcitonin entwickelt. FĂŒr diese Studie installierte ich ein großes Mikroskop, verbunden mit dem Bildanalysator „Mikrovideomat“ von Carl Zeiss, und einen Computer, fĂŒr den ich den theoretischen Teil und die komplette Programmierung, damals noch in „Maschinensprache“, erstellte.

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Microvideomat Carl Zeiss

Die Studie beinhaltete die FlĂ€chenmessung der Knochenzellen an dĂŒnnen, glattpolierten Biopsieschnitten. Ich hatte die Darstellung der Messergebnisse in Form von Histogrammen an Tausend Zellen pro Patient, mit nicht linearen, sondern logarithmischen Gruppen programmiert.

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Lineare Einstufung

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Logarithmische Einstufung

Da die Standardabweichungen der Knochenzellen ebenso groß waren wie die in den Histogrammen zu beobachtenden Unterschiede, vor oder nach der Behandlung, ermöglichte lediglich die logarithmische Klassifizierung eine konkrete Beobachtung der Ergebnisse.

Die Übertragung dieser mathematischen Überlegungen auf die Prothesenserien war nicht so einfach. Paradoxerweise bilden hier die ProthesengrĂ¶ĂŸen die Gruppen, in die die Patienten eingeteilt werden. Die Patienten selbst, und am Beispiel der HĂŒfte die Formen und Maße der Markhöhle des Proximalteils ihres Oberschenkelknochens bilden den im Histogramm zu klassifizierenden Bestand.

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Das Gesetz der Positiven Ableitungen

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