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Die Geometrische Verankerung von Prothesen

2.7. Das Prinzip der Einschlagreserve

2.7.1. Zusammenfassung

Es ist bei der Verbindung mit eingestoßener konischer Kupplung der Prothesenköpfe am Prothesenhals allseits bekannt, dass der Morsekegel des Halses den Kupplungsboden des Kopfes zum Erhalt einer stabilen Verbindung nie berĂŒhren darf.

Ich fand es wichtig, das VerstĂ€ndnis des EinstoßphĂ€nomens, oder die Druckbelastung, einer konischen Kupplung weiter voranzutreiben. Ich bemĂŒhte mich, zahlreiche unter Spannung stehende BerĂŒhrungspunkte an den Prothesen selbst und zwischen Prothesen und Knochen auszumachen.

Ab der Konzeption der Implantate wandte ich dieses Prinzip der Einschlagreserve an, um die Form der BerĂŒhrungsflĂ€chen zu verbessern. Dabei wurden ĂŒberall die geometrischen Regeln, die diese Kupplungen definieren, angewandt.

Zum Erhalt der endgĂŒltigen StabilitĂ€t der Verbindungen ist es notwendig, durch einen zusĂ€tzlichen Hub ein wenig ĂŒber die bei der ersten BerĂŒhrung erreichte Position hinauszugehen, wodurch es zu einer leichten elastischen Deformierung der vorhandenen Materialien kommt.

Die Einrichtung der Möglichkeit eines zusĂ€tzlichen Hubs ĂŒberall dort, wo eine derartige Kupplung vorgesehen ist, stellt die Einstoßreserve dar. Jedes Hindernis, das sich diesem Hub zu widersetzen droht, muss beseitigt werden.

2.7.2. Die Einschlagreserve

Um eine endgĂŒltige StabilitĂ€t der Baugruppen zu erreichen, ist es notwendig, die beim ersten Kontakt erreichte Position durch einen zusĂ€tzlichen Hub leicht zu ĂŒberschreiten, was zu einer leichten elastischen Verformung der vorhandenen Materialien fĂŒhrt.

Wo eine solche Verbindung vorgesehen ist, muss die Stange die Möglichkeit eines zusÀtzlichen Hubs haben, der die Einschlagreserve darstellt. Jedes Hindernis, das dieser kleinen Bewegung im Wege stehen könnte, muss beseitigt werden.

2.7.3. Logische Zersetzung des Zusammenschlagens

Um die NĂŒtzlichkeit der Einschlagreserve zu erlĂ€utern, möchte ich den einmaligen Vorgang des Protheseneinschlags in zwei logische Schritte zerlegen. NatĂŒrlich sind diese Phasen in der RealitĂ€t schwer zu trennen.

Erster logischer Schritt: Befestigung und StabilitĂ€t der konischen Kupplung im Knochen erfordern die Lagerung des Implantats im Knochenbett in exakter geometrischer Übereinstimmung vor jeglicher Belastung zwischen den beiden Bestandteilen.

Zweiter logischer Schritt: ein zusÀtzlicher Einschlag, der die beiden vorhandenen Teile unter Spannung setzt und so die Vorspannung und definitive StabilitÀt der Kupplung ermöglicht.

2.7.4. Notwendigkeit der Einschlagreserve

Falls in der geometrischen VerlĂ€ngerung des distalen Endes des Schaftbetts keine Einschlagreserve vorgesehen wurde, kann es zu einem vorzeitigen Abbruch der Verlagerungsbewegung des Schaftes kommen und die KnochenbettfĂŒllung verhindern. Folglich kann weder grossflĂ€chiger Kontakt hergestellt, noch die PrimĂ€rstabilitĂ€t und oder gar eine mittelfristige Entwicklung in Richtung SekundĂ€rstabilitĂ€t und Osseointegration erzielt werden.

Findet diese Verkeilung tatsĂ€chlich in einer frĂŒhen Phase statt, kommt es am Schaft möglicherweise zu Mikrobewegungen, die eine Zerstörung des Knochens in den Bereichen, die in Bewegung sind, hervorrufen, und gar zu millimetergrössen Makrobewegungen, die starke Oberschenkelschmerzen verursachen. Diese PhĂ€nomene wurden bei zahlreichen ZweymĂŒller-SchĂ€ften der ersten Generation festgestellt.

Das prÀparierte Knochenbett muss stets tiefer sein als der darin zu verankernde Schaft.

Der Schaft muss so konzipiert werden, dass seine Form eine Proximalverkeilung, die bei einem vorzeitigen Kontakt zwischen Knochenkalkar und Kalkarbogen des Schaftes entstĂŒnde, maximal verhindert, um eine Vorbelastung des Knochens und Nutzung der Einschlagreserve zu ermöglichen.

2.7.5. Die Anwendungsbeispiele :

1. Kupplung des Oberschenkelschafts im vorbereiteten Oberschenkelknochen

2. Verbindung des Inserts in der Pfanne

3. Verbindung des Gleitsitzes im Insert

4. Verbindung des Proximalteils und des Distalteils der Modular-Plus-SchÀfte und des Ana.Nova-Entwurfs

Wie Dr Manfred Semlitsch so treffend bemerkte, riskierten SchĂ€fte, die hĂ€ufig „in der Schwebe“ hingen, Makrobewegungen des Schaftes in der Art eines „Hundeschwanzes“.

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