2.3. Das Prinzip des Konisches Kupplung im Knochen
2.3.1. Zusammenfassung
Die Geometrische Verankerung erfordert eine Konische Kupplung.
Die ProthesenschÀfte mit Geometrischer Verankerung werden in gleicher Weise im Knochen immobilisiert wie mechanische Verbindungen mit eingestossener konischer Kupplung, genannt Morsezapfen, wie zum Beispiel alle prothetischen Modularköpfe.
Der Schaftverankerungsbereich und das vorbereitete Knochenbett mĂŒssen den mathematische Kegeldefinitionen entsprechen.
Das Knochenbett muss durch Raspelung oder RÀumen vorbereitet werden, um dem Implantat eine ausreichende bearbeitete tragende FlÀche zu bieten.
Die ImplantatsoberflÀche muss eine Rauhigkeit oder Mikrostruktur aufweisen, um die Blockierung der Konischen Kupplung zu gewÀhrleisten.
Bei der Vorbereitung des Knochens muss eine Einschlagreserve vorgesehen werden, um die Vorspannung des Knochens beim definitiven EinstoĂen zu ermöglichen.
2.3.2. Wie die Kegel definiert werden:
Ein Kegel ist die von einer Geraden, genannt Erzeugungsgerade, bestimmte geregelte FlĂ€che, die ĂŒber einen Scheitelpunkt genannten festen Punkt und einen variablen Punkt fĂŒhrt, der eine geschlossene flache Kurve, genannt Richtungskurve, durchlĂ€uft. Man spricht in diesem Fall auch von konischer FlĂ€che.
Rotationskegel Die gelĂ€ufigste konische FlĂ€che ist der Rotationskegel, in dem die Richtungskurve ein senkrecht stehender und achsenzentrierter Kreis ist, der ĂŒber den Gipfelpunkt fĂŒhrt. Dieser Kegel wird Rotationskegel genannt, denn er kann ganz einfach durch die Drehung einer ĂŒber den Gipfel fĂŒhrenden und in einem festen Winkel zur Achse geneigten Geraden erzeugt werden.
Ausgehend von diesem Rotationskegel haben die Mathematiker (darunter Apollonius von Perga) eine Anzahl von Kurven als konisch klassifiziert (Kegelabschnitte auf einer Ebene): Kreise, Ellipsen, Parabel, Hyperbeln. (wikipedia)

2.3.3. Verallgemeinerung der Vorstellung einer konischen Kupplung
Die eingestoĂenen konischen Kupplungen erhĂ€lt man ĂŒblicherweise durch vorhandene FlĂ€chen in Form von RotationskegelstĂŒmpfen. Die konischen Kupplungen können auch durch PyramidenflĂ€chen erhalten werden, also konische FlĂ€chen mit rechtwinkligen oder quadratischen Schnitten und selbst durch Richtungskurven mit komplexeren Formen.
Beim Versuch der Umwandlung der eher keilförmigen ZweymĂŒller-Prothese der ersten Generation und der Anwendung der mathematischen Regeln der Pyramidenform begann ich mit der Verbesserung dieses Schaftes und erhielt 1984 die AlloClassic-Prothese und 1992 den SL-Plus-Schaft.



2.3.4. Die Verbindung von Knochen und Prothese durch konische Kupplung
Die auf den Knochen sowie das Implantat aufgetragenen konischen FlĂ€chen mĂŒssen stets die mathematische Definition des Kegels erfĂŒllen. In einigen FĂ€llen können sich spezifische Anpassungen als interessant erweisen. Die Blockierungswinkel, die FlĂ€chenzustĂ€nde und die Reibungseigenschaften der oft sehr unterschiedlichen verwendeten Materialien mĂŒssen korrekt bestimmt werden.
Wie bei jeder konischen Kupplung dĂŒrfen die vorhandenen FlĂ€chen nie glatt sein und mĂŒssen unbedingt zufĂ€llige Unebenheiten aufweisen oder feine geometrisch bestimmte Mikrostrukturen. Diese FlĂ€chen lagern sich ineinander ein, wobei die Mikrostruktur des hĂ€rteren Materials die FlĂ€che des des weicheren Materials angreift. Dank dieser Einlagerung besteht nicht mehr die Gefahr achsialen Gleitens, wodurch die durch das EinstoĂen ursprĂŒnglich hergestellte elastische Spannung ( Vorspannung) möglicherweise verlorengehen könnte.
Im Fall der geometrischen Verankerung eines Schaftes im Knochen greift das mit Korundkristallen bestreute Titan das weichste Material, den Kortikalknochen, an.
Die StabilitÀt durch Blockierung bei den SchÀften mit konischer Kupplung erhÀlt man mit Hilfe von zwei logisch aufeinanderfolgenden Vorgehensweisen:
1. Einerseits die Einlagerung des Implantats in sein Knochenbett (die theoretischen mĂ€nnlichen und weiblichen FlĂ€chen wurden lediglich miteinander in BerĂŒhrung gebracht) an der aus geometrischer Sicht und hinsichtlich der MaĂe streng nominellen Stelle.
Das bedeutet, dass sich bei den beiden konischen FlĂ€chen alle zur BerĂŒhrung bestimmten Punkte treffen, ohne dass in dieser Phase noch KrĂ€fte oder Druck ( vorspannung )entstanden sind.
Erst in der folgenden Phase werden alle diese Punkte gleichzeitig lokal zu den flĂ€chten senkrechten KrĂ€ften untergeordnet. Diese KrĂ€fte sind grundsĂ€tzlich in allen Punkten gleich, können sich jedoch mit Hilfe der berechneten Anwendung kleiner Unterschiede in der FlĂ€chenform in gemĂ€Ăigter und kontrollierter Weise unterscheiden (diese Wirkungen erhĂ€lt man durch die Befestigungs- und Trennungsfunktion bei der Berechnung der SL-Plus- und SLR-Plus-SchĂ€fte).
Ich denke, dass diese KrÀftekonstanz immer ein erster NÀherungswert bleibt, denn selbst im traditionellen Morsekegel sind diese KrÀfte wegen der unterschiedlichen Durchmesser auf zwei verschiedenen Ebenen und folglich der unterschiedlichen Komprimierungsquoten nicht streng konstant.
2. Andererseits ein zusĂ€tzliches EinstoĂen Nachdem die exakte Geometrie der beiden Teile erzielt wurde, bewirkt dieses zusĂ€tzliche EinstoĂen eine gegenseitige Spannung der beiden vorhandenen Teile, wobei das mĂ€nnliche Teil komprimiert und das weibliche Teil gedehnt wird. Diese Vorspannung bewirkt die endgĂŒltige StabilitĂ€t der Kupplung.
Millimeterkleine Abweichungen in der LinearitĂ€t oder der allgemeinen KrĂŒmmung zwischen dem Schaft und der KnochenhĂŒlle werden ebenfalls durch geringfĂŒgige Verformungen der beiden Bestandteile ermöglicht durch die Biegsamkeit des Schafttitans und des Diaphysenkortikalknochens, aufgefangen. Diese geringen elastischen Verformungen sind an der konischen Blockierung beteiligt und tragen zur PrimĂ€rstabilitĂ€t der Prothese bei. Sie sind an der Vorspannung beteiligt und regen, in einer zweiten Phase, die Osseointegration des Schaftes an.
2.3.5. Die EinstoĂreserve ist unbedingt notwendig
zur Ermöglichung dieses zusĂ€tzlichen EinstoĂen ohne Blockierungs- oder RiĂgefahr muss die Vorbereitung der Knochenhöhle entlang der gesamten Verankerungszone dieselbe Form wie der Schaft aufweisen, allerdings etwas weiterfĂŒhren als die Distalspitze des Schaftes und nicht genau auf Höhe der theoretischen Schaftspitze aufhören. Dies stellt die EinstoĂreserve fĂŒr einen diaphysĂ€ren Schaft dar.
Es wĂ€re untragbar, dass das zusĂ€tzliche EinstoĂen durch eine vorzeitige Verengung des Knochenbettes unmöglich wĂŒrde, die das EinstoĂen des Schaftes um die wenigen Millimeter, die fĂŒr die Vorbelastung erforderlich sind, verhindern wĂŒrde.
Fehlt die EinstoĂreserve, kann man nur von einer instabilen zweiteiligen Verbindung konischer Form sprechen. Dies war der Fall bei der Verbindung der monokonischen AlloPro-Pfanne und ihres Polyethylen-Inserts, bei dem zwischen den Teilen stets Spielraum vorhanden war.
Die vorzeitige Distalblockierung mangels EinstoĂreserve trat hĂ€ufig bei den ZweymĂŒller-SchĂ€ften der ersten Generation (1979-1985) auf und hatte mehrfach Ă€uĂerst schmerzhafte InstabilitĂ€ten hervorgerufen, die Folgeoperationen nötig machten.
Die Raspel einer gegebenen GröĂe muss den Knochen 5 bis 10 mm tiefer als der entsprechende Schaft vorbereiten, so dass in keinem Fall eine Verengung und ein nicht vorbereiteter Bereich in der NĂ€he der Schaftspitze fortbestehen.
Ist die EinstoĂreserve vorbereitet, wird der Schaft bei seinem Einsetzen nicht an seiner Distalspitze untem am prĂ€parierten Bereich durch die plötzliche Verengung des Markraus blockiert.
Das Knochenbett wird nach dem endgĂŒltigen EinstoĂen des Schaftes durch KrĂ€fte Vorbelastet , die in bestmöglicher Verteilung entlang der PrimĂ€rkontaktlinien zwischen dem Schaft und dem Markraum ausgeĂŒbt werden. Der Druck wird dabei senkrecht zu den vorhandenen FlĂ€chen an jedem Kontaktpunkt nach dem Konzept der Belastungsverteilung ausgeĂŒbt.
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